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Wann landet das Blei aus Mainbullau in unserem Trinkwasser?

Meßwerte an fünf Saugkerzen Schießanlage Mainbullau
Meßwerte an fünf Saugkerzen Schießanlage Mainbullau

Erhebliche Bleiwerte gefährden unser Trinkwasser? Mit Intransparenz setzt unser Landratsamt seine Glaubwürdigkeit aufs Spiel.

 

Das ist die Tabelle mit den Untersuchungsergebnissen der Sickerwasserproben, die mit fünf Saugkerzen an fünf Stellen bei der Schießanlage in Mainbullau entnommen wurden.

 

Die Grenzwert von 10 für Antimon ist an einer Stelle mit 29 deutlich überschritten, an einer Stelle wurde der Grenzwert gerade erreicht.

 

Bei Blei ist das Ergebnis deutlich gravierender. Der Grenzwert von 25 wurde an allen fünf Stellen deutlich überschritten. An zwei Stellen wurde der sogenannte Stufe 2 Wert um den Faktor 2 bzw. 15 überschritten.

 

Die komplette Auskunft des Wasserwirtschaftsamtes mit einer Beschreibung der Vorgeschichte finden Sie hier im Original.

 

Ich habe versucht, unten ein paar Informationen darzustellen, wie diese Ergebnisse beurteilt werden können. Alleine das Merkblatt Nr. 3.8/1 umfasst 54 Seiten, dazu kommen noch einige Gesetze und Verordnungen.

 

Ich frage mich, warum unser Landratsamt hier nur die Presse rudimentär informiert, und nicht seine Bewertung der Situation zusammen mit den Meßwerten auf seiner Internetseite veröffentlicht.

 

Auch wäre interessant zu wissen, ob es unterhalb des Berges Grundwasseruntersuchungen gab, und wenn ja mit welchem Ergebnis. Es wäre auch beruhigend, wenn das Landratsamt und unsere EMB über die Entwicklung der Meßwerte für Blei und Antimon im Trinkwasser von Miltenberg und Breitendiel berichten würde.

 

Interessant wäre ja auch mal eine Aussage, ob man einen Zeitablauf skizzieren kann, bis dieses Gift über das Grundwasser in unser Trinkwasser gelangen könnte. Ausgehend davon, wie lange das Gift jetzt schon in den Boden einwirkt. Ich würde es sehr begrüßen, wenn unser Landratsamt seine Zurückhaltung in Bezug auf die Veröffentlichung von Umweltdaten generell aufgeben würde.

 

Vielleicht sollte unser Landrat mal über diese Aussage des Bundesverfassungsgerichts nachdenken: „Die  parlamentarische Demokratie basiert auf dem Vertrauen des Volkes; Vertrauen ohne Transparenz, die erlaubt zu verfolgen, was politisch geschieht, ist nicht möglich.“

Risiko Trinkwasserbelastung - Das Bayerische Landesamt für Umwelt schreibt

in diesem Merkblatt unter Militiärische Altlasten, was hier zutreffen dürfte, denn dort geht es ausdrücklich auch um Bleimunition aus Übungsschießbetrieb:

 

"Zahlreiche militärische Altlasten bergen heute zumindest latente Gefahren für die Umwelt, insbesondere über den Pfad Boden-Grundwasser-Trinkwasser. Das Risiko einer Trinkwasserbelastung wird derzeit auf 1 bis 10 % aller Altlastenfälle geschätzt."

Hier geht es um nicht untersuchte Flächen? Wie groß ist die Gefahr bei uns, nach den nun vorliegenden Meßwerten?

Schadstoffkette Boden - Grundwasser - Trinkwasser

Schadstoffe aus dem Boden gelangen über das Grundwasser letztendlich ins Trinkwasser. Die Frage ist nicht ob, sondern wie schnell. Gerade bei Blei eine schlimme Sache.

 

Das Bayerische Landesamt für Wasserwirtschaft spricht in seinem Merkblatt Nr. 3.8/1 - Vom "Wirkungspfad Boden-Gewässer" und dem "Wirkungspfad Boden-Mensch". In diesem Merkblatt, in dem auch die Grenzwerte aus der obigen Tabelle zu finden sind, liest man dann so schöne Sachen wie:

 

Eine Gefahr für das Schutzgut Grundwasser .. liegt vor, wenn bei ungehindertem Geschehensablauf mit hinreichender Wahrscheinlichkeit in überschaubarer Zukunft eine erhebliche Grundwasserverunreinigung eintritt.

 

Sickerwasseruntersuchungen können mit Hilfe von Saugkerzen durchgeführt werden. Generell sind diese Art von Untersuchungen zeitlich und finanziell aufwändig, so dass solche Untersuchungen nur in Einzelfällen eingesetzt werden sollten, auch wenn sie den Vorteil einer relativ genauen Erfassung der Sickerwasserqualität bieten können.

In Mainbullau wurde diese Methode eingesetzt, die Werte sind also relativ genau?

 

In dem Merkblatt wird sinngemäß gesagt, wenn der Stufe 2 Meßwert überschritten ist, ist Feuer unterm Dach.

 

Eine für den Normalbürger verständliche Bewertung der Situation und der weiteren Vorgehensweise durch unser Landratsamt wäre wünschenswert.

Wie gefährlich ist Blei?

Blei ist krebserregend. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) stuft Blei als krebserzeugend (Kategorie 2) ein. Bereits 2012 schreibt die Pharmazeutische Zeitung hier unter dem Titel "Auch wenig Blei ist giftig":

"Das Schwermetall Blei schädigt den Organismus schon in niedrigen Dosen, etwa wenn das Trinkwasser belastet ist"

 

Die meisten erinnern sich kaum noch an bleihaltiges Benzin. Das Verbot resultierte damals aus der Gefährlichkeit von Blei für den Menschen. Immer wieder liest man auch über Bleirohre in alten Häusern. Seit vielen Jahren verboten, und nach wie vor ein hohes Risiko für Bewohner.

 

Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit schreibt hier:

 

Ausgehend von den Ergebnissen neuerer epidemiologischer Studien ist es nicht möglich, für die kritischen Endpunkte der Toxizität anorganischen Bleis eine Schwelle der Unbedenklichkeit festzulegen.

Was gefährlich ist Antimon?

Antimon ist ein Halbmetall, das unter anderem zur Härtung von Blei- und Zinklegierungen eingesetzt wird. In Mainbullau dürfte das Vorkommen also mit der Bleimunition in Zusammenhang stehen. Wikipedia: Bestandteil von bleihaltiger Munition.

 

Seitens der EU sind Antimonverbindungen als toxisch, ätzend, gesundheitsschädlich oder umweltgefährlich eingestuft. Die Internationale Agentur für Krebsforschung stuft Antimon als krebserregend ein.