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Ein Wunder, dass noch jemand Kommunalpolitiker werden will

Rathaus Miltenberg
Rathaus Miltenberg
Eine Lehrstunde wie es nicht sein sollte, konnte man bei der letzten Stadtratssitzung in Miltenberg erleben.
 
Kommunalpolitik ist ein schmutziges Geschäft. Als unbedarfter Bürger konnte ich mir bisher nicht vorstellen, wie Kommunalpolitiker miteinander umgehen. Das hat sich in den letzten Wochen geändert.

 

Es häufen sich die Beispiele dafür, wie man nicht miteinander umgehen sollte, wobei das Wort „sollte“ zu schwach ist. Besser formuliert: Nicht miteinander umgehen darf!

 

Ich gehe hier auf einen Vorgang ein, der öffentlich war. Was ich daneben hinter den Kulissen erlebt habe, würden viele Leser mir wahrscheinlich gar nicht glauben.

 

Am Donnerstag dieser Woche nutzte Cornelius Faust die Bühne einer öffentlichen Stadtratssitzung in Miltenberg, um sich als Kommunalpolitiker und Bürgermeisterkandidat zu präsentieren (profilieren?). In einem Statement setzt er seinen langjährigen Kollegen Rainer Rybakiewicz vor die Tür, und schließt ihn aus der Fraktion der liberalen Miltenberger aus. Nicht abgestimmt, in aller Öffentlichkeit.

 

Der Versuch, einen Wettbewerber um das Bürgermeisteramt in Miltenberg mal so nebenbei in die Pfanne zu hauen, hat für seine Wahlchancen hoffentlich die Wirkung, die er bei seinem Mitbewerber erzielen möchte. Wenn er mit einem Rundumschlag eine jahrelange Zusammenarbeit schlecht redet fragt sich der unbedarfte Zuschauer, warum er nicht schon vor Jahren gehandelt hat.

 

Rainer Rybakiewicz hat unglaublich souverän reagiert und einige Aussagen von Cornelius Faust richtig gestellt, ohne der Versuchung zu unterliegen, mit gleicher Münze zurückzuzahlen.

 

Jeder Bürger kann sich dazu seine eigene Meinung bilden. Ich für meinen Teil kann nur sagen, wir brauchen nicht nur einen Kulturwandel in der Stadtverwaltung, wir brauchen auch einen Kulturwandel in unserem Stadtrat.

 

Dass Kommunalpolitiker über mich herziehen, kann ich verstehen. Schließlich provoziere und polarisiere ich bewusst und aggressiv, um endlich Veränderungen anzuschieben. Dass hier Betroffene reagieren und mich schlecht machen, ist in Ordnung. Das ist der erste Schritt zu Veränderung. Denn Kritik macht mich nicht mundtot. Nur positive Veränderungen können mich zum Verstummen bringen. Ich bin ja nur der Berichterstatter der Situation und Vorgänge, nicht der Verursacher.

 

Dass man aber in einer völlig inakzeptablen Form auf verdiente Kollegen losgeht, die um das gleiche Amt konkurrieren, ist wieder eine ganz andere Sache.

 

Ob sich Cornelius Faust mit dieser Vorstellung als Bürgermeisterkandidat einen Gefallen getan hat, werden die Wähler im März entscheiden.

 

Ob das auch in anderen Kommunen so läuft, kann ich nicht sagen. Was für mich aber feststeht, sowas geht gar nicht. Ich werde auch dafür sorgen, dass der Wahlkampf der Bürgerliste Miltenberg nicht auf dieses Niveau herabsinkt. Wenn sowas zu guten Wahlergebnissen führt, dann habe ich lieber ein schlechtes Ergebnis.
 
Zu den Zielen der Bürgerliste Miltenberg habe ich nach der Sitzung jedenfalls einen weiteren Punkt hinzugefügt:

 

Kulturwandel im Miltenberger Stadtrat