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Klimapolitik auf kommunaler Ebene - Wie sieht es im Landkreis Miltenberg aus?

Stadtwerke Miltenberg-Bürgstadt erzeugen das 20-fache an CO2-Emissionenen wie die Stadtwerke Wörth/Obernburg/Erlenbach. Das war die erste interessante Zahl bei meinen Recherchen.

 

Eigentlich haben wir beste Voraussetzungen. Wir haben einen grünen Landrat, wir haben sogar einen Bürgermeister der Grün heißt und grün fährt. Was wollen wir mehr?

 

Haben wir im Landkreis und in den Kommunen auch eine grüne Politik? Wobei ich grün hier nicht parteipolitisch meine, sondern in Bezug auf verantwortungsvolle Politik in Bezug auf Entscheidungen?

 

Ein erster Versuch, mir einen Überblick zu verschaffen, führt zu überraschenden Einsichten. Auf kommunaler Ebene habe ich ein hervorragendes Beispiel für verantwortungsvolle Politik gefunden, dann wurde es aber dünn. Umwelt oder Klima kommen hier nur in Sonntagsreden vor?

 

Auf Landkreisebene gab es bereits vor 8-10 Jahren hervorragende Ansätze. Mein Einduck, obwohl wir seit 2014 einen grünen Landrat haben, schlafen die damaligen Initiativen langsam ein. Vielleicht ist dieser Eindruck falsch, aber dann sollte Jens-Marco Scherf sich auf die Suche nach einem neuen Medienberater machen, der sich die Internetseite und Informationspolitik des Landratsamtes vielleicht mal etwas genauer ansieht.

 

Wie unser Landrat sind auch die Ortsvereine der Grünen bei dieser Thematik wenig präsent, zumindest ist mir kaum was aufgefallen. Erstaunlich, wo das Thema doch gerade so populär ist. Reicht es sich grün zu nennen, ohne wirklich grüne Ansätze zu verfolgen? Bin gespannt, wann andere Parteien hier durchstarten und den Grünen die Butter vom Brot nehmen. Die Möglichkeit ist aktuell in vielen Bereichen da.

 

Zusammengefasst: Klimapolitik ist große Weltpolitik, da kann man gut drüber schwafeln. Auf die Idee, im kommunalen Bereich ganz konkret was zu tun, kommen aber nicht viele Mandatsträger.

Wie agieren Stadtwerke? Ein Vorzeigeunternehmen in der Region, die EZV Untermain

100% Strom aus erneuerbaren Energien. Versorgt werden Wörth, Obernburg und Erlenbach.

 

Seit Jahren ist die Strategie im Bereich Umwelt festgeschrieben.

  • regional erzeuger Strom
  • aus regenerativen Quellen

Diese wurde konsequent umgesetzt, so dass heute 100% des Stroms aus erneuerbaren Energien stammen. Vorbildlich. Es wurden über 20 Solarkraftwerke in der Region errichtet.

 

CO2 Emission je KWh 9 Gramm

 

Dass daneben noch der Grundsatz gelebt wird, die Region zu fördern, ist fast schon eine Selbstverständlichkeit.

 

Auf der Internetseite kann man das alles gut nachlesen

Neben dem Bayernwerk sind die bestimmenden Eigentümer der Gesellschaft die Kommunen Wörth, Erlenbach und Obernburg. Hier haben drei weitblickende Bürgermeister lange vor der Energiewende Umwelt- und Klimapolitik gemacht, ohne sich damit zu profilieren. Denn ich muss gestehen, das wußte ich bis zu dieser Recherche gar nicht.

Wie agieren Stadtwerke? Ohne Plan und Ziel, die EMB Miltenberg-Bürgstadt

Auf der Internetseite der EMB gibt es keine Strategie, keine Philosophie. Wenn sowas formuliert wurde, dann dürfen wir darüber wie üblich nichts wissen. Meine Vermutung nach früheren Untersuchungen, die EMB ist rein profitgetrieben. Der Anteil Strom aus erneuerbaren Quellen ist mit um die 75% im Bundesvergleich relativ hoch, aber unbefriedigend. Der Blick nach Wörth zeigt, es geht deutlich besser.

 

CO2 Ausstoß je KWh 170 Gramm, das ist fast das 20-fache wie in Wörth/Obernburg/Erlenbach. Man könnte also 90-95% einsparen!

 

Ob unsere Räte in Miltenberg und Bürgstadt sich darüber Gedanken machen weiß ich nicht, aber sie sollten es dringend tun. Ein tolles Thema für die anstehende Kommunalwahl!

Was bedeutet die Politik der Stadtwerke für den Geldbeutel der Bürger?

Die Strompreise für die Haushalte sind nahezu identisch. Für den Bürger entsteht aus dem hohen Anteil erneuerbarer Energie bei den Stadtwerken Wörth/Obernburg/Erlenbach kein Nachteil. Diese zahlen nicht mehr als die Miltenberger und Bürgstädter für Strom. Gutes Gewissen und was für die Umwelt getan, ohne Mehrkosten?

 

Aber dann wird es noch interessanter. Die EZV erzielt höhere Gewinne als die EMB. Die umweltfreundliche Steuerung in Wörth/Obernburg/Erlenbach bringt also bessere betriebswirtschaftliche Ergebnisse als die profitgesteuerte Vorgehensweise bei der EMB Miltenberg-Bürgstadt?

 

Wer hätte das gedacht? Als geborener Kapitalist war auch ich in hohem Maße überrascht. Fragt sich nur, warum unsere Kommunalpolitiker aus Miltenberg und Bürgstadt nicht hin und wieder mal über den Tellerrand hinausschauen. Wörth ist jetzt nicht so weit entfernt, und die Zahlen kann man online abrufen.

 

Ganz nebenbei, der Bürgermeister von Bürgstadt ist Aufsichtsratsvorsitzender der EMB. Heißt Grün, fährt grün und führt die EMB wie ein waschechter Kapitalist?

Wie sieht es im Landkreis aus?

Unter Energie, Natur & Umwelt findet man eine Rubrik Klimaschutz. Da merkt man dann, unser Landkreis hat einen Klimaschutzmanager. Ausgangspunkt für alle Aktivitäten ist wohl ein

Dazu wurde 2017 eine Energiebilanz 2015 erstellt. Auf 47 Seiten eine erschreckende Zwischenbilanz. Der Energieverbrauch ist von 2009 bis 2015 um ganze 1% gesunken, die Emissionen um 4%. In Anbetracht der formulierten Einsparziele ein Witz. Der Bericht kommt dann auch zu dem schönen Ergebnis:

 

"Für die Zielerreichung aus dem „Integrierten Energie- und Klimakonzept Bayerischer Untermain 2011“ wird empfohlen, die Maßnahmen des Konzepts in allen Sektoren zu initiieren bzw. zu intensivieren."

 

Klarer formuliert: Tut endlich was, von alleine wird das nichts.

... zu initiieren = fangt endlich mal an

... zu intensivieren = was ihr da macht ist zu wenig

 

Daneben gibt es regelmäßig einen Energiebericht zum Klimaschutzmanagement der Liegenschaften des Landkreises. Der älteste aus 2010 beschreibt den Stand 2007-2009 auf 77 Seiten. Findet man (oder ich) nur auf Umwegen. Am 05. März 2018 hat sich der Ausschuss für Energie, Natur- und Umweltschutz mit dem neuesten Bericht, Zahlen aus 2016 und 2017 beschäftigt. Die Information habe ich unter Formulare gefunden.

 

Mit der Beschreibung, was man wo findet, oder besser nicht findet, höre ich jetzt auf. Unser Landrat hat mich schon mehrmals wegen meiner Unfähigkeit "gerügt", auf den absolut transparenten Seiten des Landratsamtes Umweltinformationen zu finden.

 

Wichtiger ist was anderes. Alle ernstzunehmenden Aktivitäten haben 2010/2011 begonnen. Unser grüner Landrat wurde 2014 ins Amt gewählt. Seit diesem Zeitpunkt gab es aus meiner Sicht keinerlei zusätzliche Anstrengungen, was zu verändern oder gar zu verbessern. Im Gegenteil, man könnte den Eindruck gewinnen, das Begonnene wird halbherzig als Pflichtübung weitergeführt, und schläft so langsam ein.